Schlagwort-Archive: Wien

12|05|21: Christian Mehofer ✝

Christian Mehofer hätte den Moment begriffen und ergriffen – und damit die Essenz eines Films in einer Einstellung zusammen gefasst. „Is er eh naß, der Präsident“, sagt der Friedhofsgärtner und meint damit die Bewässerung des Blumenschmucks in der Bundespräsidenten-Krypta vor der Luegerkirche, bevor er sich in sein unangemessen fröhlich-rotes Elektromobil mit offener Ladefläche setzt und davon gleitet. Ein paar Minuten von dieser Szene entfernt ist der Kameramann und Regisseur Christian Mehofer heute Mittag  auf dem Wiener Zentralfriedhof nach buddhistischem Ritus begraben worden. Weiterlesen

12|04|19: Karl-Lueger-Ring als Sackgasse

Vor 12 Jahren habe ich eine Rede anläßlich einer Ausstellungseröffnung der Initiative Minderheiten so abgeschlossen: „Ich wünsche mir also die Umbenennung eines Teils der Ringstraße (…). Sie fragen, welchen Teil der Ringstraße man umbenennen sollte? Ganz einfach: Zwei prominente Ortsbezeichnungen für einen prominenten Wiener Antisemiten…“ – an dieser Stelle kam mir Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg zuvor und beendete den Satz für mich – „…sind zuviel.“ Weiterlesen

12|02|17: Schönbrunn – Mythos und Wahrheit

Es ist zehn Jahre her, dass ich das Buch „Große Tiere in Schönbrunn“ – von Eva Menasse damals in der FAZ freundlicherweise als „ikonographisches Nachschlagewerk“ bezeichnet – veröffentlicht habe. Letztes Jahr hat mich Christian Brandstätter gefragt, ob ich mich nicht wieder des Wiener Zoos annehmen möchte, diesmal für seine Reihe „Mythos und Wahrheit“. Dieser Tage erscheint das Buch, erfreulicherweise auf Deutsch und auf Englisch (hier das erste Kapitel in Übersetzung), hervorragend betreut von Elisabeth Hölzl und Barbara Sternthal. In der Februar-Ausgabe des Universum Magazins (hier das PDF) habe ich das erste Kapitel vorabgedruckt.

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11|12|08: Patrick Leigh Fermor

Mein erster Kontakt mit Patrick Leigh Fermor war ein mickriges Buch, vor dessen Erwerb und Kenntnisnahme ich in meiner Sachbuch-Kolumne im Mai 2011 warnte. Im Juni 2011 starb Leigh Fermor. Die Nachrufe waren überwältigend in Anzahl und Zuneigung. Bei der Lektüre der beiden Bücher über Leigh Fermors Wanderung quer durch Europa, wurde mir klar, warum er so verehrt wurde. Für das Universum Magazin (hier das PDF) habe ich mich auf Fermors Zeit in Österreich im März 1934 konzentriert.

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11|11|21: Lauter Ausländer, lauter Wiener (1997/2000)

Ernst Schmiederer hat mich vor einigen Tagen an ein Plakat erinnert, dass ich 1997 für einen Wettbewerb der Stadt Wien entworfen habe. Der Entwurf wurde mit einem Trostpreis (einem Solartaschenrechner, wenn ich mich richtig erinnere) honoriert. Die Idee war mir aber so wichtig und schien mir so brauchbar, dass ich Max Koch, damals Leiter des inzwischen verblichenen Wiener Integrationsfonds, das Sujet anbot. Einem Vertrag vom August 1997 zufolge ließ der Fonds je 1000 Plakate in DIN A1 und DIN A2 anfertigen. Eines  davon fand seinen Weg in die Handelsakademie Polgarstraße in Wien-Donaustadt, wo Ernst Schmiederer dieser Tage das Plakat wieder entdeckte.
Im Jahr 2000 wurde der Entwurf von der Initiative Minderheiten in die Plakatausstellung „Am Anfang war der Kolaric“ aufgenommen. Die erste Station dieser Ausstellung war das psychosoziale Zentrum Esra in Wien-Leopoldstadt. Anläßlich der Eröffnung der Ausstellung am 23. März 2000 habe ich den Begleittext zu dem Plakat zu einer Rede erweitert.

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