Rede zur Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation »Voraus – Hintaus – Mittendrin« von Franz Krestan in der Eisenbergerfabrik in Gmünd, 30.08.2025
Man kann den Strukturwandel, den das Waldviertel nun schon seit Jahrzehnten durchmacht, in aller Ausführlichkeit und Akkuratesse empirisch beschreiben. Am Ende wird doch das gleiche Ergebnis herauskommen wie bei einer anekdotischen Betrachtung: Die Jungen gehen weg und die Alten sterben weg. Ab und zu bilden sich Widerstandsnester gegen die Dynamik der demografischen, ökonomischen und infrastrukturellen Abwärtsspirale. Diese Nester sind bewohnt von interessanten Vögeln: störrische Einheimische und (vorerst) enthusiastische Zuzügler. Da werden dann Kulturvereine gegründet, alte Textilfabriken wiederbelebt, rührige Verlage etabliert – alles löbliche Initiativen und allemal klüger, als das Schicksal der Gegend zu besiegeln, indem an der Umfahrungsstraße noch ein paar Hektar für den Einkaufspark versiegelt werden. Was für ein Potenzial diese Gegend hat, lässt sich daran ermessen, wie erfolgreich und innovativ die Waldviertlerinnen und Waldviertler außerhalb des Waldviertels, in Wien und in der Welt sind. Das ist aber kein guter Trost.